The American Songbook

Blue note BIG BAND and Strings

Big Band und Streicher – eine ungewöhnliche Kombination?

Viele denken bei den Stichworten Streicher und Jazz zunächst nur an den Geiger Stephane Grapelli, der in den 1930er Jahren zusammen mit Django Reinhardt und seinem Quintett große Erfolge feiern konnte. Jedoch reichen die Wurzeln dieser Kombination, gerade mit schon fast sinfonisch besetzten Streichern, bis in die Kinderstube des orchestralen Jazz in die 1920er Jahre zurück.

Die Orchester von Jean Goldkette und Paul Whiteman, für den George Gershwin seine berühmte „Rhapsody in Blue“ geschrieben hat, stürmten Mitte der 1920er Jahre die Charts der damals noch sehr jungen Plattenindustrie. Zu den Hochzeiten des Swing ab ca. 1940 nahmen viele Big Bands zur Standardbesetzung eine Streichergruppe hinzu. Die Orchester von Tommy Dorsey, Harry James, Gene Krupa oder Artie Shaw konnten zu dieser Zeit trotz einer stattlichen Orchestergröße von ca. 40 Musikern wirtschaftlich arbeiten. Nach 1945 jedoch ließ die Beliebtheit des Swing beim Publikum stark nach und die meisten Bandleader mussten ihre Orchester wieder verkleinern oder ganz aufgeben. Lediglich die weiterhin sehr erfolgreichen Gesangsstars wie Frank Sinatra konnten weiterhin die großen Bands unterhalten. Zu einer der schönsten Produktionen dieses Genres gehören die Aufnahmen von Sinatra mit der Count Basie Big Band von 1964 mit einer fast schon sinfonisch besetzten Streichertruppe.

Damit waren die Streicher jedoch noch nicht vergessen. 1949/50 nahm Charlie Parker zwei Platten mit einer 10-köpfigen Streichergruppe auf, die später seine erfolgreichsten Platten überhaupt sein sollten. Und auch in Europa bedienten sich zwei ganz große Musiker des Easy-Listening der kombinierten Klangfarbe aus Bläsern und Streichern: Bert Kaempfert und James Last landeten mit dieser Kombination viele ihrer Welthits in den 1960er, 70er und 80er Jahren.

Heutzutage findet man Bläser und Streicher nur noch selten im Jazz vereint. Gepflegt wird diese Besetzung, noch ergänzt um einige Bläser aus dem Sinfonieorchester, beim Metropole Orkest in den Niederlanden, welches schon seit 1945 immer wieder mit den Weltstars des Jazz zusammenarbeitet. Henk Meutgeert, der schon vor 10 Jahren als Gastdirigent bei Jazz an Neujahr mit der Blue note BIG BAND auf der Saalbau-Bühne stand, arbeitet nicht nur regelmäßig mit dem Metropole Orkest zusammen, er leitete auch schon mehrere Projekte dieser Art bei „seinem“ Jazz Orchestra of the Concertgebouw. So lag es nahe, dass die Blue note BIG BAND bei ihm anfragte, als es darum ging, einen Gastdirigenten für das Projekt „Klangfarbenerweiterung“ zu finden.

Henk Meutgeert

Auf dem Programm stehen am 7. Mai 2016 ausschließlich Arrangements aus der Feder des Niederländers. Den Programmschwerpunkt bilden dabei Werke aus dem „American Songbook“, Melodien der großen amerikanischen Songschreiber George Gershwin, Irving Berlin oder Richard Rodgers, bei denen natürlich die Stimme der Blue note BIG BAND - Michaela Pommer – nicht fehlen darf. Daneben gibt es aber noch weitere interessante Musik zu hören, denn Henk Meutgeert ist nicht nur als Bearbeiter tätig, sondern schreibt auch eigene Kompositionen. Seine 6-sätzige Suite „Whirl Wind Whistle“ wird beim Konzert im Saalbau ihre deutsche Erstaufführung erleben. Abgerundet wird das Programm durch zwei Kompositionen aus der Feder des argentinischen Tango-Spezialisten Astor Piazzolla.

Eigens für dieses Konzert wurden die „Blue note Strings“ zusammengestellt, ein Streichorchester aus handverlesenen Musikerinnen und Musikern aus ganz Süd-West Deutschland. Dabei treffen gestandene Profis (z. B. vom Orchester des Pfalztheaters Kaiserslautern) und Streicherpädagogen auf junge Nachwuchsstreicher (Preisträger bei Jugend Musiziert, Mitglieder des Landesjugendorchesters Rheinland-Pfalz, des Neustadter Jugendsinfonieorchesters oder des Sinfonieorchesters des Kurfürs-Rupprecht-Gymnasiums) und erfahrene Laienmusiker (Sinfonieorchester der Neustadter Musikfreunde oder Landauer Kammerorchester). Sie verbindet alle die Liebe zu den Sounds des groß besetzten orchestralen Jazz.

So viele Musikerinnen und Musiker zum Proben unter einen Hut zu bekommen ist keine einfache Aufgabe. Die Big Band probt seit Februar für sich alleine. Die Noten hierfür kamen dabei sozusagen „scheibchenweise“ in der Pfalz an, denn die meisten Arrangements wurden speziell für das Konzert am 7. Mai geschrieben oder zumindest adaptiert. So gab es meistens pro Woche 1-2 neue Notensätze, die im email-Postfach des Bandleaders landeten und zur Probe frisch ausgedruckt wurden. Die Streicher hatten im April zwei vorbereitende Leseproben, bevor an zwei weiteren Probetagen kurz vorm Konzert unter Leitung des Gastdirigenten die beiden Gruppen und die Sängerin zusammengefügt werden. Intensive Probenarbeit, excellente Programmauswahl und der phänomenale Sound der Kombination Big Band & Streicher versprechen einen unvergesslichen Abend mit dem „American Songbook“.

Das Programm

  1. Let's Take the Music and Dance
    Composed by Irving Berlin
  2. Whirl Wind Whistle
    Composed by Henk Meutgeert
  3. Caravan
    Composed by Duke Ellington

Pause

  1. Concierto para Quinteto
    Composed by Astor Piazzolla
  2. Oblivion
    Composed by Astor Piazzolla
  3. Falling in Love With Love
    Composed by Richard Rodgers
  4. I Loves You Porgy
    Composed by George Gershwin
  5. Fascinating Rhythm
    Composed by George Gershwin
  6. The Man I Love
    Composed by George Gershwin
  7. For Once in My Life
    Composed by Orlando Murden

Ein Konzert dieser Größenordnung ist ohne Unterstützung nicht möglich. Deshalb ein großes Dankeschön an unsere Sponsoren, die Sparkasse Rhein-Haardt und die VHS Neustadt.